![]() Es wird ernst für die dritte Mannschaft der SG Bad Soden: Das Team, das aus Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen besteht, tritt am Sonntag, 30. August, um 15 Uhr zur seiner ersten Partie der Saison in der Kreisliga C Schlüchtern an. Die neu gegründete Inklusionsmannschaft begegnet der Mannschaft SV Niederzell 2. Dass eine Inklusionsmannschaft am gewöhnlichen Spielbetrieb teilnimmt, ist ein Novum in der gesamten Region. Anpfiff ist um 15 Uhr auf dem Sportplatz in Schlüchtern-Niederzell. Wir freuen uns auf viele gutgelaunte Zuschauer!!! ![]() Bericht von 11Freunde.de vom 03.August 2015) Bei der SG Bad Soden spielen bald Männer mit und ohne Behinderung gemeinsam in der Kreisliga. Trainer Oliver Hofmann über eine etwas andere Mannschaft. Text: Lea Sophie Birke Oliver Hofmann, wie sehr unterscheidet sich Ihre Inklusionsmannschaft von einer herkömmlichen Fußballmannschaft? Gar nicht so sehr, wie man vielleicht denken könnte. Die Spieler trainieren, kämpfen, feiern und leiden zusammen, genau wie jedes andere Team auch. Der Ball rollt überall gleich. Aber es bedarf der Hilfe der erfahrenen Spieler der SG Bad Soden, damit die Spieler mit Behinderung richtig aus sich herausgehen können. Im Gegenzug lehren letztere die anderen sehr viel Menschliches. Wir haben 15 Männer vom BWMK – dem Behindertenwerk Main-Kinzig bei Hanau – im Alter von 25 bis 30 Jahren, mit körperlicher oder geistiger Behinderung im Team. Dazu kommen fünf erfahrene Spieler aus dem Verein, die noch Bock haben. Die Männer bringen sich hier gegenseitig etwas bei, das ist das Besondere an dem Projekt. Wie funktioniert der Umgang zwischen den Spielern mit und ohne Behinderung? Total gut! Alle gingen von Anfang an sehr offen aufeinander zu. Da bedurfte es nur eines »Hi, ich bin der Karl aus Hanau« und schon waren die total dicke! Allgemein herrscht eine großartige Akzeptanz, auch bei anderen Vereinsmitgliedern. Da finden ungewöhnliche Begegnungen statt und es werden ganz besondere Freundschaften geschlossen. Die sehr unterschiedlichen Spieler gehen miteinander um, als würden sie sich schon 20 Jahre kennen. Wie ging das Projekt denn los? Die Idee hatte die ehemalige Nationalspielerin Pia Wunderlich, mit der ich heute die Mannschaft trainiere. Sie betreut auch die Hobby-Mannschaft des BWMK, in der viele der Spieler schon lange aktiv sind. Es waren aber die Männer selbst, die im vergangenen Jahr auf sie zukamen und den Wunsch äußerten, in einem richtigen Verein Fußball zu spielen. Mit normalem Ligabetrieb, so wie alle anderen auch. Der Vereinsvorstand der SG Bad Soden war sofort begeistert und dann ging das alles auch ziemlich schnell. Ich arbeite jetzt seit zweieinhalb Jahren als Heilerziehungspfleger im BWMK und kenne die Spieler sehr gut. Mittlerweile mache ich meinen Trainerschein. Der Fußball gehörte also schon vor dem Projekt fest zum Leben der Spieler? Auf jeden Fall! Das Schöne ist ja, dass die Mannschaft in ihrer Initiative entstand und nicht einfach nur eins von vielen sozialen Projekten ist, das sich irgendein Sozialarbeiter ausgedacht hat. Wir haben alles dabei - die obligatorischen Bayernfans, die BVB-Anhänger, aber durch die Nähe zu Frankfurt natürlich auch viele, die für die Eintracht leben. Einige haben eine Dauerkarte und sind richtige Hardcore-Fans. Diese Begeisterung für den Sport spiegelt sich dann auch in ihrem eigenen Spiel wider. Sie sind wirklich topmotiviert. Wie unterscheidet sich das Training in der 3. Kreisliga vom Training beim BWMK? Eigentlich nur insofern, als dass wir verstärkt an der Koordination mit den anderen Spielern arbeiten müssen. Die größeren Unterschiede wird es dann in der Liga geben. Dann spielen sie nicht mehr zu siebt über zweimal 15 Minuten, wie beim BWMK, sondern zu elft, wie alle anderen auch. Und auf Großfeld. Bald werden sie Spiele über 90 Minuten haben, dann gibt es über längere Zeit viel weitere Wege zu bewältigen, das ist besonders zu Beginn natürlich anstrengend. Dementsprechend haben die fünf erfahrenen Bad Sodener auch die Aufgabe, die anderen mitzuziehen. Dafür ist ganz viel Konditionstraining erforderlich. Aber wir haben ja erst Mitte Juli mit dem Training begonnen und noch ausreichend Zeit für eine gründliche Vorbereitung. »Die Spieler werden ins kalte Wasser geworfen« Am 30. August haben Sie Ihren ersten Spieltag. Welche Besonderheiten wird es bei den Spielen geben? Vor kurzem hatten Pia Wunderlich und ich eine Gruppenbesprechung mit den Verantwortlichen der anderen Vereine, damit jeder angemessen auf die Spiele vorbereitet ist. Wir wollen auf keinen Fall eine Sonderbehandlung, aber dennoch muss Rücksicht auf unsere Spieler genommen werden. Viele Gegner und Schiedsrichter haben keine Erfahrungen im Umgang mit Behinderten und es müssen besondere Vorkehrungen getroffen werden. Zum Beispiel müssen immer Betreuer am Spielfeldrand bereit stehen. Darüber hinaus kann es sein, dass es mal zu Kraftausdrücken kommt oder sich ein Spieler in einer Situation falsch verhält, weil er die Regeln noch nicht verstanden hat. Sehen Sie die Spieler mit Behinderung dadurch im Nachteil gegenüber den anderen Spielern? Nein, sie brauchen lediglich mehr Training und fragen vielleicht zwei- , dreimal nach, was jetzt noch mal genau Abseits bedeutet. Und da wir noch kein Pflichtspiel absolviert haben, können wir nicht genau sagen, wie sie mit Niederlagen umgehen. Aber unsere erfahrenen Spieler sind ja da, um sie bei all dem zu unterstützen. Da wird dann während des Spiels noch viel Taktik besprochen. Wohin soll der Spieler laufen, wie muss er sich bei einem Angriff verhalten, wie muss die Abwehr stehen? Und es darf vielleicht nicht bei jeder Kleinigkeit eine Karte geben, weil die Motivation sonst gleich am Boden ist. Aber mit jedem Spiel lernen sie ja dazu und können die Situationen besser einschätzen. Wie ist die Stimmung in der Mannschaft kurz vor Saisonbeginn? Die Spieler fragen jeden Tag, wann endlich wieder Training ist und wie lange es noch bis Ende August dauert. Bei der Aussicht auf Zuschauer bei ihren Spielen und die vielen neue Eindrücke sind sie natürlich nervös. Der Ligabetrieb ist für fast alle neu. Einer der Männer spielte schon bei der SG Höchst in Frankfurt, wurde aber immer erst eingewechselt, wenn seine Mannschaft schon fünf, sechs zu null führte. Klar hat ihm das einen Riesenspaß gemacht, aber einen richtigen Eindruck von der Fußballwirklichkeit bekam er dabei nicht. Die meisten von ihnen werden nun ins kalte Wasser geworfen. Was ist für Sie und die Spieler das Wichtigste an dem Projekt? In erster Linie geht es um den Spaß am Spiel. Dass dieser dazu beiträgt, die Spieler mit Behinderung in den Ligaalltag zu integrieren, ist super. Dadurch lernen sie Zusammenhalt und den Mannschaftsgedanken kennen und vergrößern ihr Selbstbewusstsein. Aber natürlich schweißt der Sport auch zusammen. So unterschiedlich die Jungs auch sind, sie haben alle einen gemeinsamen Nenner und der heißt Fußball. Sie sind jetzt ein Teil einer Mannschaft, werden gebraucht und sind unheimlich stolz darauf. |
Nächstes Spiel
Fr., 18.Nov. 2022, 19:00 Uhr in Bad Soden gegen Sterbfritz/Sannerz Archiv
September 2022
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